Heinz Strüning
ein Westönner Bürger

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Ich wurde gebeten, etwas über Heinz Strüning zu schreiben, und gleichzeitig wurde ich gewarnt, es zu tun. Es könnte nach Verherrlichung des Krieges aussehen, was natürlich nicht beabsichtigt ist. Immerhin wurde Strüning durch seine Einsätze im Kriege berühmt und bekannt.
Aber das sind 60 Jahre her; er ist sogar schon 61 Jahre tot. Helmut Euler hatte diese Bedenken nicht. Er berichtet ausführlich in Wort und sehr guten Bildern über Strüning in seinem Buch "Werl unterm Hakenkreuz", das schon 1983 erschienen ist. Strüning wurde am 13. Januar 1912 in Neviges geboren und wurde am 24. Dezember 1944 von einem englischen Nachtjäger abgeschossen. Am 18.Februar 1945 wurde er auf dem Westönner Friedhof beigesetzt. Man hatte seine Leiche erst nach längerer Zeit gefunden. Sein Grab ist noch erhalten und hin und wieder finden sich offensichtlich Menschen da ein, die ihn noch nicht vergessen haben, wie an Blumen oder Grablichtern zu erkennen ist.
 
Strünings Grab im Winter 2005
Doch der Reihe nach: Strüning diente als Flieger auf dem Werler Flugplatz. Ich weiß nicht mehr, ob er Unteroffizier oder Feldwebel war. Er war auf jeden Fall Pilot. Die Soldaten waren allgemein beliebt, und zumindest die Jugend hat die Piloten verehrt und hoch geachtet. Als Strüning mit seiner Frau im Hause Meermann (Nr.56) an der Breite Straße 1939 eine Wohnung bezog (er hatte drei Töchter), lernten wir Fahrschüler ihn kennen. Er musste die gleichen Züge und zum Teil die gleichen Wege benutzen wie wir. Außerdem war ich mit den Kindern der Familie Päler befreundet, der die damals leer stehende Fleischfabrik gehörte, die noch heute neben dem Hause Düser steht (Nr. 60). In der Fabrik und auf dem großen Hof konnten wir herrlich spielen.
In guter Erinnerung ist mir geblieben, wie Strüning im Saal der Gaststätte Hagen der Gemeinde von seinen Kriegserlebnissen berichtete.
Es muss vor dem September 1943 gewesen sein. Zu der Zeit wurde ich selber Soldat.
Er berichtete von seinen Einsätzen in Norwegen. Es ging darum, die etwa 2000 Gebirgsjäger, die den Erzhafen Narvik eingenommen hatten, mit Nachschub zu versorgen. Die zehn Zerstörer, die diese Männer nach Norwegen brachten, saßen in einer Falle. Sieben konnten die Engländer versenken, drei wurden von den eigenen Besatzungen gesprengt. Strüning erzählte anschaulich, wie er in den Bergen eine Notlandung vornehmen musste. Da es nur Berge gab und keine ebene Fläche, landete er auf einem zugefrorenen See. Er hatte Glück. Zwar brachen die Räder durch die Eisdecke, aber er überlebte.
Als er von Norwegen berichtete, war er schon "Fernnachtjäger". Was heißt das? Seine Einsätze waren allein über England. Er hatte startende und zurückkehrende Bomber über England zu bekämpfen. Die Einsatzhäfen lagen am Kanal. Bis 1941 hatte er neun Nachtabschüsse erreicht. Ich erinnere mich, wie er erzählte, dass er mit dem Angriff gewartet hat, bis der Flugplatz beleuchtet wurde, damit die heimkehrenden Maschinen sicher landen konnten. Er wurde 1941 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet und auch in Westönnen mit Ehren empfangen. Zu der Zeit war er Leutnant.
Er flog damals eine JU 88 (Junkers, Dessau), die mit den besten Funkmessgeräten (Radar) ausgerüstet war, die zur Verfügung standen.

Ju 88 (Junkers, Dessau)
  
Ehrung vor der Westönner Schule
Strüning war damals offensichtlich schon in einer privilegierten Stellung. Wenn er zu kurzen Urlauben nach Hause kommen konnte, durfte er mit seiner eigenen Maschine bis zum Werler Flughafen fliegen. Vorher drehte er aber noch eine oder zwei Runden im Tiefflug über unser Dorf. Ganz Westönnen wusste dann: Strüning ist da. Das ganze Dorf, nicht nur seine Familie, winkte ihm zu.

Der Krieg wurde härter. Die Einsatzhäfen am Kanal waren längst von den Invasionstruppen besetzt. Die angreifenden Bomber wurden immer besser von begleitenden Jägern geschützt. Strüning wurde Hauptmann und Staffelkäpitän. Nach 50 Nachtabschüssen erhielt er neben etlichen anderen Auszeichnungen, die er schon besaß, vom nationalsozialistischen Dritten Reich noch das Eichenlaub zum Ritterkreuz. Er brachte es schließlich auf 56 Abschüsse.

 
                                                 Aufbahrung in der Westönner Schule
Zu seinem letzten Einsatz startete Strüning am Heiligen Abend 1944 von Köln aus. Englische Bomber waren im Anflug. Damals wurde erzählt, Strüning hätte gar nicht aufsteigen müssen; er hätte schon Urlaub gehabt, hätte aber seine Staffel nicht allein lassen wollen. Jedenfalls wurde er von einem englischen Nachtjäger abgeschossen. Er schaffte noch den Ausstieg aus der Maschine, aber er streifte wohl das eigene Leitwerk und stürzte tödlich ab.
Die Bilder 4-7 wurden dem Buch "Werl unter dem Hakenkreuz" von Helmut Euler entnommen.
Friedrich Schleep