Der Kirchhof
heute und früher

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Westönnen hat eine schöne Kirche. Der hoch gelegene und gut gestaltete Kirchhof gibt ihr einen angemessenen Rahmen. Ob das immer so war? Ganz sicher gilt das nicht in dem Maße, wie wir es heute sehen. Man denke nur einmal an die Enge. Der Kirchhof (der Kirchplatz) war ja auch gleichzeitig Friedhof (Begräbnisplatz) und der Schulhof der Gemeinde. Schließlich war die älteste Schule in dem heutigen Pfarrhause untergebracht, und Kinder haben schon immer Platz zum Spielen benötigt.


Die Kirche von Nordwesten
aus dem Jahre 1957

Als der Bau der jetzigen Kirche ab 1821 begann, hatte man vorher drei Häuser aufgekauft und abgerissen, um Platz zu gewinnen. Außerdem erwarb man Land von dem Bauern Rienhoff/Holthoff.

Heinrich Westhues weiß in seinem Heimatbuch von 1966 auf den Seiten 18 und 23 interessantes zu dem Thema zu berichten. Er verweist auf die Pfarrchronik von 1707.
Danach waren "Auff dem Kirchhoff" acht Wohnstätten mit 29 Einwohnern. Nämlich: das Armenhaus, Beckers, Schneiders, Schnaaps, Schepers, Schusters, Herrings, und Bödeckers (Unter der Linde).
In dieser Aufzählung fehlt die Schulvikarie ganz und außerdem alle Kinder unter acht Jahren.
Die Zahl der Bewohner des Kirchhofes muss also deutlich größer gewesen sein.


Die Kirche von Osten
Winter 1957

Zu bedenken ist auch, dass damals zu jeder Wohnstätte ein Stall gehörte, und sei er noch so klein gewesen. Die Scheune der Schulvikarie wurde erst abgerissen, als das Pfarrheim (das Jugendheim) gebaut werden sollte. Der Grundstein dazu wurde am 01. Mai 1957 gelegt. Man muss sich fragen, wie man überhaupt mit der Ernte zur Scheune gelangen konnte.
Immerhin gehörte zur Vikarie eine "Landwirtschaftliche - Nutzfläche" von 5 ha 94 a 26 qm.
Diese Angabe stammt aus einer handschriftlichen Aufzeichnung der gesamten landwirtschaftlichen Flächen, die mir seit Jahren vorliegt. Leider ist keine Jahreszahl und kein Schreiber bekannt.

Das erste Pfarrheim wurde im Jahre 1989 umgebaut und erweitert; die Einweihung konnte am Sonntag, dem 03.09.1989 erfolgen.

Pfarrheim von 1957
Pfarrheim nach dem Umbau 1989
Beachtung verdient noch das Haus "Unter der Linde". Westhues vermutet, dass dieses Haus die alteste Gaststätte im Dorfe gewesen ist. Der Name spricht dafür. In der Tat kann man sich kaum eine Kirche vorstellen, in deren Nähe nicht ein Wirtshaus gewesen wäre. Das war einfach eine Notwendigkeit. Man denke nur einmal an die weiten Fußwege und die Beerdigungen. Wenn diese Annahme stimmt, dann folgen für das Gasthaus folgende Besitzer oder Pächter aufeinander: Bödecker, Sauer. Kramer, Kappen, Mayer, Schütte, Fels (Domhof).
Blick von Süden - im Westen der Kirche Winter 2001 / 2002
Bis 1845 sind die Toten auf dem "Kirchhof" bestattet worden. Westhues sagt: " Die Toten wurden um die Kirche herum begraben, und zwar regellos, wo gerade Platz war."
Er weiss auch: "In den Jahren 1855/56 war dieser alte "Kirchhof" nicht in bester Ordnung.
Gräber waren infolge starker Regengüsse eingestürzt und Gebeine zutage getreten.
Das heutige Pfarrhaus - die ehemalige Schulvikarie, erbaut 1665, renoviert 1984
Die Bestattungen fanden damals schon auf dem neueren Friedhof statt, der 1845 eingerichtet wurde. Dieser Friedhof wurde 1921 in einen kleinen Park umgewandelt, der
heute das Westönner Ehrenmal umgibt.
Östlich der Kirche
Zur oben genannten Scheune noch eine Anekdote: Im Jahre 1946, in der Notzeit nach dem Kriege, kam der Vikar Eberhard Droste nach Westönnen. Er freute sich damals über den großen Garten, der zur Vikarie gehörte. Besonders stolz war er auf seine zwölf Hühner, die er in der eigenen Scheune unterbringen konnte. Leider musste er an einem Morgen feststellen, dass da noch jemand war, dem seine Hühner gefielen.
Sie waren weg.
Friedrich Schleep